Freitag, 17. Januar 2020

Grünliberalen fordern sofort Verbesserungen beim Langsamverkehr

Die Grünliberalen des Bezirks Brugg sind nicht überzeugt vom regionalen Oase-Verkehrskonzept. Beim Langsamverkehr drängen sich sofort Massnahmen auf - und nicht erst 2040. Hier der vollständige Text der Stellungnahme.

Die Beispiele für die Vernachlässigung des Langsamverkehrs sind zahlreich, und viel zu oft finden sich in der Zeitung Kurznotizen über verunfallte Velofahrer oder Fussgängerinnen. Die Grünliberalen begrüssen daher die Stossrichtung und die Hauptelemente des Oase-Konzepts gerade zum Veloverkehr, insbesondere die Definition von Qualitätsstandards für Velorouten, die vorgeschlagenen Velorouten und die Förderung der Velokultur. Es darf aber nicht bis 2040 gehen, bis etwas geschieht. Und die Grünliberalen fordern vom Kanton und von den Gemeinden der Region Brugg weitergehende Massnahmen. Zu nennen sind insbesondere die Planung von Velovorzugsrouten auch in der Region Brugg (z.B. Brugg-Birrfeld und Brugg-Villigen/Remigen), zwei befahrbare Verbindungen für Velos zwischen Brugg und Windisch beim Bahnhof Brugg sowie separate Velospuren an stark befahrenen Kreiseln (Baschnagel, Harmonie, Bachthalen in Windisch). Weitere Massnahmen sind eine Brücke für den Langsamverkehr beim alten Wehr zwischen Brugg und Umiken, eine direkte Veloverbindung von Hausen zum nahen Bahnhof Lupfig, eine Fussgängerverbindung von Hausen zum Einkaufszentrum Seebli, mehr gedeckte ebenerdige Velo-Parkplätze bei öV-Haltestellen und langsamverkehrsfreundlich eingestellte Ampeln (z.B. an der Aarauer-strasse beim Bahnhof Brugg).

 

Das endlich vorgestellte Projekt für Süssbachunterführung beim Bahnhof Brugg stimmt wenig optimistisch für die Umsetzung der Oase-Massnahmen zugunsten von Zweirädern, wurde doch eine Minimallösung mit zu steiler, zu enger Rampe und mit einer Schikane präsentiert. Rasch muss sich eine Kultur entwickeln, welche die Zweiräder und die zu Fuss Gehenden bei der Planung, bei Bauprojekten und bei Baustellen selbstverständlich vollwertig und bedürfnisgerecht berücksichtigt. Unzureichend ausgeführte Projekte (Personenunterführung Mitte beim Bahnhof Brugg, Fussgängerverbindung Campus-Königsfelden) zeugen davon, dass hier einiges im Argen liegt. Auch dass ein Gemeinderat unbesehen einen Rad- und Fussweg für Autos öffnen will (Büntefeldstrasse Hausen) oder dass der Langsamverkehr bei Baustellen vergessen geht (Reutenenstrasse Windisch) bzw. auf riesige Umwege geschickt wird (Südwestumfahrung Brugg) sollte nicht mehr vorkommen.

 

Öffentlicher Verkehr: Bessere Integration des Grossraums Baden-Brugg

 

Beim öffentlichen Verkehr sieht das Oase-Konzept – ausser der Limmattalbahn - nur Taktverdichtungen des heutigen Angebots vor. Das ist mut- und fantasielos und angesichts des Zeithorizontes 2040 deplatziert. Die Grünliberalen vermissen einen Ausbau und eine verstärkte Integration des öffentlichen Verkehrsnetzes im Ostaargau. Die historisch gewachsenen Verbindungsrouten des öffentlichen Verkehrs genügen nicht mehr für die Erschliessung des eng verbundenen Siedlungsteppichs im Ostaargau. Es muss ein dichteres öV-Netz entstehen, das die Region Brugg stärker in den Grossraum Baden integriert. Die Verlängerung der Limmattalbahn nach Dättwil bzw. Siggenthal und Brugg oder ein S-Bahn-Ring Baden-Brugg-Birrfeld-Mägenwil-Baden, die Bahnspange Turgi (für die direkte Verbindung Waldshut-Brugg), die Integration des Busnetzes der Region Brugg-Birrfeld in die Regionalen Verkehrsbetriebe Baden-Wettingen: All das ist in Betracht zu ziehen und vertieft zu analysieren. Ebenfalls zu prüfen ist die Einrichtung von Durchmesserlinien im Busnetz der Region Brugg (z.B. Birr-Brugg-Laufenburg).

 

Umfahrung: Grosse Eingriffe, hohe Kosten, zweifelhafter Nutzen

 

Das Schwergewicht des Oase-Konzepts liegt – wie gewohnt - auf dem motorisierten Individualverkehr, für den beträchtliche finanzielle Mittel eingesetzt werden sollen. Die Grünliberalen bezweifeln, dass der Nutzen der langen Umfahrungsstrasse durch das Zentrum von Brugg-Windisch die grossen Eingriffe in Landschaft und Siedlungsgebiet sowie die exorbitanten Kosten rechtfertigt. Sie befürchten, dass die neue Umfahrungsachse zusätzlichen Verkehr aus dem Raum Waldshut anziehen wird. Den Umfahrungsast durch das Gebiet des Brugger Schachens sehen sie als problematisch an, und im Zentrum von Brugg-Windisch überzeugt die Linienführung und insbesondere der geplante Anschluss bei den Kabelwerken nicht, denn es droht durch die zusätzliche Verkehrsanlage entlang dem Bahnhof eine noch stärkere Trennung des Siedlungsgebietes und eine Beeinträchtigung von dessen Binnenbeziehungen insbesondere beim Langsamverkehr. Alternativ wäre eine verkürzte Umfahrung zwischen Casino-Knoten Brugg und Südwestumfahrung Brugg mit kompletter Untertunnelung des Bahnhofsgebietes (ohne Anschluss im Zentrum von Brugg-Windisch) zu prüfen. Oder es wäre eine Lösung ohne neue Umfahrungsstrasse ins Auge zu fassen, die mit Ausbauten der bestehenden Hauptrouten für den öV und den Veloverkehr bzw. der Einrichtung von Ausweichrouten für Busse und Velos arbeitet. Ein moderates Oase-Konzept braucht einen weit stärkeren Fokus auf den Kollektiv- und den Langsamverkehr. Beide sind wo immer möglich zu priorisieren.